Tauscht!

10 Okt

Habe seit vorgestern ein neues U-Bahn Buch der Woche. Wie alle solchen zeichnet es sich aus durch kurze, easy Kapitel, die zwischen drei Stationen und mit einem Maximum von 18 Hirnzellen nach durchsoffener Nacht (muss wohl nicht ausführen, dass sie vom Schnurps an meinen Nippeln durchsoffen werden, während ich däumchendrehend danebenliege) lesbar, vergnüglich und verständlich sind.

Dabei handelt es sich um folgendes Pamphlet:

Recht selbsterklärend, der Titel. Steht jetzt zwar nix drin, was ich persönlich nicht schon gewusst/geahnt/befürchtet/verschwörungstheoretisiert hätte. Ist auch keine radikale Kapitalismus- oder Konsumkritik, genausowenig wie es schlußendlich Stellung bezieht zu der Frage, was an Dingen ein Baby wirklich nötig hat.  Ist aber dennoch nett geschrieben und stellenweise sehr originell recherchiert.

Was ich von der Babyindustrie halte, dürfte ja mittlerweile bekannt sein. Nix nämlich. Renditefixierte Ganoven, die unser hormonumnebeltes Hirn solange mit wahlweise euphemistischen und apokalyptischen Worthülsen zumüllen, bis die Hand entkräftet in die Geldbörse greift. Und nebenbei unsere Kinder zu willigen Konsumenten heranreifen lässt, die eine Miniaturausgabe der zugemüllten Welt in ihren Kinderzimmern zelebrieren, ohne zu wissen, was sie tun.

Die beiden Autoren haben es wunderbar beobachtet: Bis die glückseligbesorgtverdooften Eltern wieder einigermaßen klar bei Verstand und erneut zu kritischen Konsumenten geworden sind, haben sie als Zielgruppe längst einer neuen Generation wachsweicher Geworfenhabender Platz gemacht. Turbokapitalistisch genial, das.

Nun ist langes Rummeckern jut&lustich, aber was kann mann/frau stattdessen tun, fragt sich der Pragmatiker. Also ich kaufe halt nur Second Hand, als eiserne Regel ohne Ausnahme. Aber das stellt natürlich keine AnDerWurzelPack-Lösung dar, denn auch secondhandige Dinge waren irgendwann mal neu. Deshalb hatte ich die folgende, sofort umsetzbare Idee (wer mich kennt, ist spätestens jetzt aus Angst vor sofortiger, gewaltsamer Rekrutierung auf dem nächsten verfügbaren Baum/Laternenmast/Hochausdach. Habt Ihr Glück, mich nur virtuell um Euch zu haben, Freunde).

Ich nenne es TragenAufZeit (ein unsexy Platzhalter für was Schickes, auf das mein müdes Hirn gerade nicht kommt). Statt frischluftentleerten, mit jede Contenance verloren habenden Jungmüttern zum Bersten angefüllten Gemeindezentrums-Flohmärkten stelle ich mir eine loungige Livingroom-Atmo vor, in der so an die fünfzehn Mütter/Väta mit ihren Asiatopf-Parcours fröhlich quietschend umrundenden Sprösslingen um dekorativ ausgebreitete Babyklamotten an ihren ZichorieLamas nippend am Boden schneidersitzen (Ich, Bandwurmsätze????? Eine Frechheit.).

Die Schnurpse sind, ich sach mal, zwischen Grösse 60 und 90 unterwegs, wobei viele Mütter sicher schon zweimal geworfen haben. Und dann läuft das so:

  • Jede(r) bringt Sachen mit, denen der eigene Nachwuchs entwachsen ist
  • Für jedes Teil gibt’s je nach Zustand und Kleidungsstück eine Anzahl Globalos  (so heißt die ECObabe-Währung, soeben erfunden und ja wohl selbst-erklärend, nech?)
  • Mit denen lassen sich wiederum direkt vor Ort andere, passende Teile grösserer und kleinerer Grössen eintauschen. (Direktes Tauschen geht natürlich auch und ist noch viel cooooler.)
  • Welche dann wieder getragen werden, bis sie zu klein sind … und so ad infinitum.
  • Wer nix findet, kann auch im Internet tauschen. Dort sind die Globalos dann virtuell und das Ganze findet auf einer fotobestückten Plattform statt – allerdings nicht so schön, wegen Versand, und außerdem…

…lernen sich nebenbei auch noch die Eltern kennen, können weitere Netzwerke bilden (Fahrgemeinschaften, Einkaufskooperativen beim Bauern vor der Stadt, selbstorganisierte Betreuung…) und sich in ihrer nachhaltigen Sache bestärken.

So, Ihr seid dran. Gibt’s das schon, und ich weiß noch nix davon (trotz Recherche)? Habt Ihr Bock drauf? Sollen wirs einfach in Angriff nehmen? Wo sind die  Schwachstellen?

Ach so, und für wen die Welt des Tauschens neu ist, kann sich hier informieren und hier einen tollen Ideenkatalog runterladen.

6 Antworten to “Tauscht!”

  1. Christiane Oktober 11, 2011 um 06:47 #

    ich liebe tauschen.. bin dabei…

  2. zom Oktober 11, 2011 um 08:38 #

    Das hier könnte deinen Vorstellungen nahe kommen, allerdings eben übers Internet und nicht mit direktem menschlichen Kontakt. http://www.kinderbox.de/

    • ECObabe Oktober 12, 2011 um 10:29 #

      Das ist ja toll,toll,toll!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Wird gleich nochmal groß gepostet. Dankeschön!!!!!!!!!!!!!!!!

      • zom Oktober 12, 2011 um 13:02 #

        Hihi. Das ist ja toll. Da freu ich mich aber, wenn dir das so gefällt. 🙂

  3. Tanja Peach Oktober 16, 2011 um 10:02 #

    Die Idee von Kindebox basiert auf http://www.kibaBOX.de, die haben daraus ein richtiges Geschäftsmodell gemacht. Die holen die Boxen sogar bei den Tauschenden vor der Haustür ab und bringen sie zur nächsten. Ist richtig cool…

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